Gedichte – Hans Kruppa

—-VERGESSLICHKEIT—-

Manchmal wüsche ich mir

ein Haus mit

Zauberwänden,

in das die Welt nicht dringt

mit ihrem seelenlosen Unverständnis,

wo ich nichts von ihr

sehe, höre, spüre,

wo ich allein bin

und mich ganz öffnen kann

dem Leben, das ich meine,

wo nichts mich

behindert

und niemand mich stört,

wo jeder Atemzug mir gehört

und alles nach

meiner Willenlosigkeit geht.

Manchmal vergesse ich,

dass dieses Haus in mir steht.

—-IM ENTSCHEIDENDEN MOMENT—-

Wie schade,

daß du nicht spürtest,

daß ich kurz davor war,

dir mein Vertrauen zu schenken.

Im entscheidenden Moment

interessierte dich mehr,

was in dir vorging,

als das,

was zwischen uns

zu werden

versprach.

Auch so kann man

ein Versprechen brechen.

—-SAG MIR—-

Sag mir,

was Liebe ist,

doch nicht mit deiner Stimme:

hab schon so viele Worte gehört

und die meisten vergessen.

Zeig mir, was

Liebe ist,

doch nicht mit deinen Augen:

hab schon so viele Blicke in mein Herz gelassen,

und keiner ist geblieben.

Laß mich fühlen, was Liebe ist,

doch nicht mit deinem Körper:

bin schon so oft umarmt worden,

weiß kaum noch, von wem.

Sei einfach bei mir,

laß dein Schweigen meine Zweifel zerschmelzen.

Bleib bei mir.

Sei alles, was mir bleibt.

—-WEISST DU WIE?—-

Vielleicht haben wir

die gleiche Sehnsucht,

und

vielleicht können wir sie

aneinander stillen.

Und dann beginnen wir uns

womöglich zu lieben.

Oder wir flüchten voreinander -

aus Angst vor der Macht,

die der eine über den anderen

gewinnen könnte.

Oder wir

trennen uns -

wie zwei Fremde,

die sich auf der Strasse

kurz zulächeln und sich

schon wieder verlieren.

Ich lasse mich überraschen.

Und wenn auch Du nicht weisst,

was auf der nächsten Seite

unserer Geschichte

steht,

ist die Spannung ganz

auf unserer Seite.

—-OHRFEIGEN—-

Zu viele Ohrfeigen ins Gesicht der Liebe

machen es traurig und mutlos -

und es kann kein Lächeln mehr schenken,

keinen Zauber

mehr erwecken.

Es kann sich nur in Vergessenheit waschen,

jeden Morgen aufs neue

und in den Spiegel der Hoffnung schauen,

solange er noch heil ist.

—-EIN DUNKLER PUNKT—-

Du bist auf dem Weg,

ich kann

dich schon sehen:

ein dunkler Punkt in weiter Ferne,

der langsam größer wird.

Du hast keine Eile,

und ich kann warten,

denn die Sonne scheint

auf meine besten Zeiten

Hier, wo ich sitze,

wächst zwar der

Pfeffer,

und die Füchse sagen

sich guten Tag,

aber nachts fressen mir

die Sterne aus der Hand,

und es gibt Frieden

in Hülle und Fülle.

Und trotzdem

Ich weiß es längst:

ein Mensch, der

mir

sehr viel geben kann,

kann mir ebenso viel nehmen.

Und trotzdem falle ich immer aus allen Wolken

wenn es geschieht.

Ich stehe wohl nicht gerne mit beiden Beinen

auf dem Boden.

—-SCHALL UND RAUCH—-

Wie man sich täuschen kann,

wenn man sich täuschen will

in einem Menschen.

Wie man ihn

zu etwas Besonderem macht,

wenn man etwas Besonderes braucht.

Wie man sich

Illusionen machen kann,

wenn man

die Wahrheit

nicht wahrhaben will -

bis sie dann

wie der Blitz einschlägt in die Galerie der Wunschbilder

und nichts hinterläßt

als Schall und Rauch.

—-KUSSDIALOG—-

Lass uns sterben

vor

Glück,

sagte dein Kuss,

denn im Leben werden wir

dieses Gefühl verlieren.

Lass uns leben

vor Glück,

antwortete mein Kuss,

denn sterben können wir immer noch,

wenn wir dieses Gefühl

verloren

haben.

—-LETZTE HOFFNUNG—-

Ich schenkte dir meine Liebe;

du gabst mir dein Zögern.

Ich schenkte dir meine Poesie;

du gabst mir dein Schweigen.

Ich schenkte dir meine Visionen;

du gabst mir deine

Wirklichkeit.

Ich schenkte dir meinen guten Willen;

du gabst mir deine Launen.

Ich schenkte dir einen Garten;

du gabst mir brachliegendes Land.

Jetzt gebe ich dir dieses Sackgassengedicht.

Schenkst du mir neue

Zuversicht?

—-ENTSCHLUSS—-

Ich hab den Weg unserer Möglichkeiten

verlassen . Er wurde mir zu dornig,

musste auf nackten Sohlen gehen, denn es

fand keine Schuhe, die ihm passten.

Mir ist dieser

Entschluss nicht

leicht gefallen, ich habe ihn hinausgezögert

bis an die Grenze meiner Gutwilligkeit -

doch Schritte die zu sehr schmerzen,

führen nicht in die Freiheit, die ich meine.

—-GLAUB AN DICH—-

Steh zu dir,

sooft du auch

gefallen bist. Nimm dich wahr,

wie lange du dich,

auch verleugnet hast.

Bleib dir treu,

sooft du dich auch,

noch betrügen magst.

Geh mit dir

und wenn du dich

tausendmal in die Irre führst.

Nick dir zu,

selbst wenn die ganze Welt,

den Kopf über dich schüttelt.

Glaub an dich, dann hast du

eine Religion, die dir weiterhilft.

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